INHALT
    Startseite
SPEZIELLE THEMEN
Lesen & Hören
WEITERE ANGEBOTE
    Buchladen
     
     TV    
     
Videoclips
AUS DEM BUCHLADEN
VISITORS' MAP
Datenschutz managen

Buch-Rezension

Millard J. Erickson, Paul K. Helseth, Justin Taylor
Reclaiming the Center

Confronting Evangelical Accomodation in Postmodern Times

Das vom Herausgeberteam um Millard J. Erickson zusammengestellte Buch stellt in seiner Gesamtheit die Replik auf das im Jahr 2000 erschienene Buch „Renewing the Center“ des führenden postkonservativen emergenten Theologen Stanley J. Grenz dar und umfaßt 13 Aufsätze verschiedener evangelikaler Theologen, unter denen sich neben dem Heraus­geberteam auch die bei meinen Rezensionen mit eigenen Werken aufgeführten Autoren Donald A. Carson ( Rezension „Emerging Church“) und Douglas Groothuis ( Rezension „Truth Decay“) sowie der Afroamerikaner Kwabena Donkor befinden.

Das Buch ist dabei in fünf größere thematische Einheiten gegliedert, die jeweils 2-3 Aufsätze umfassen:

  1. Einführung in die Emergente Bewegung und in das Buch „Renewing the Center“ von Stanley J. Grenz
  2. Wahrheit, Erkenntnistheorie und Sprache
  3. Valide theologische Methodik:
    Wie betreiben wir Theologie richtig?
  4. Evangelikale Geschichtsschreibung
  5. Post-Postmodernismus

Das anspruchsvolle akademische Niveau des Buches läßt die Herausgeber selbst die wichtige Frage aufwerfen, wozu es eines akademisch geprägten Wälzers zur Warnung vor

 Buch-Einband Millard J. Erickson et al.: Reclaiming the Center

dem emergenten Ansatz bedarf, wo doch die neutestamentlichen Mahnungen zur Bewahrung des Glaubens gegeben worden sind, um die Gemeinde zu reinigen und zu schützen. Die Antwort hierauf: Der Ausgang des Kampfes in der akademischen Spitze der Gemeinde formt letztlich entscheidend Gedankengut, Werte und den analytischen Betrachtungsrahmen der nächsten Generation von Leitern. Deswegen muß - um der Gemeinde Jesu willen - die Auseinandersetzung um die Thesen des emergenten Ansatzes auf demselben Niveau gesucht werden, auf dem sie vorgetragen werden.

Daher nimmt am Anfang des Buches das genaue Nachzeichnen des Gedankengangs von Stanley J. Grenz einen gewissen Raum ein, als dessen Herzstück seine These vom Ende des erkenntnistheoretischen Fundamentismus mit ihren Konsequenzen für Theologie, Ekklesiologie u.a. herausgestellt wird. Das Paradigma von der Ablehnung des metaphysischen Realismus zugunsten einer Sicht von Realität als ein durchweg sozial konstruiertes Etwas schimmert in einigen auffälligen Thesen von Grenz durch. Um der Frage, inwieweit Christen von objektiver Wahrheit reden können, auszuweichen, folgert Grenz - Bibelstellen eigenwillig interpretie­rend -, daß Realität vorwiegend eschatologischer Natur sei, was in der Gegenwart Raum für ein soziales Konstruieren von Realität schaffe.
Die Frage nach der Wahrheit von Religionen und Ideen wird dann von Grenz auch, um nicht erkenntnistheoretisch „rückfällig“ zu werden, darauf verlagert, welche Idee die beste Grundlage für Gemeinschaft und sozialen Zusammenhalt „im wahrsten Sinne“ liefert, was er damit rechtfertigt, daß dies der zentrale Anlaß sei, um den sich Religionen und gesellschaftliche Ideen drehen würden. Gemeinschaft und sozialer Zusammenhalt werden auch zu einem wichtigen Punkt in seiner Ekklesiologie, weshalb er einen „erneuerten missionalen evangelikalen Ökumenismus“ fordert.
Schließlich zeichnet Grenz das Konzept der „Generous Orthodoxy“ vor - für das dann Brian McLaren, einer der Köpfe der Emergenten Bewegung, durch sein gleichnamiges im Jahre 2004 erschienenes Buch weltweit bekannt wurde - und fordert dazu auf, inklusivistisch zu denken und das „Denken in Polaritäten“ und die Grenzziehung zwischen „drinnen“ und „draußen“ als überholt aufzugeben. Die postmodernen Gegebenheiten würden Christen laut Grenz dazu zwingen, die Rolle von theologischen Lehraussagen zu überdenken, die außerdem in allen Erneuerungsbewegungen der evangelikalen Geschichte sowieso nicht im Fokus gestanden hätten und erst durch den Streit zwischen Modernismus und Fundamentalismus von zentraler Bedeutung geworden wären.

Die im vorliegenden Werk enthaltenen Aufsätze setzen sich kritisch, nach Themengebieten sortiert, mit den eben skizzierten Thesen von Grenz und seinen Ideengebern auseinander. Ein Blick gilt dabei auch dem von Grenz zur Rechtfertigung seiner Absage an propositional (in Lehraussagen) formulierter Theologie betriebenen Geschichtsrevisionismus, der auch von zahlreichen anderen führenden Vertretern der Emergenten Bewegung betrieben wird, um sich selbst als in der Kontinuität der ersten Christenheit stehend darstellen zu können, und der hochgradig tendenziösen Darstellung „konservativ“-evangelikaler Persönlichkeiten.

Zum Schluß bündelt Herausgeber Erickson die Ergebnisse aus den Aufsätzen und formuliert Anforderungsmerkmale an einen evangelikalen theologischen Ansatz, der in der Lage ist, den gegenwärtigen Blindflug durch den theologischen Nebel zu beenden, der ganz wesentlich der postmodernistischen De-/Rekonstruktion und Neudefinition vertrauter Begriffe geschuldet ist: Er muß

sein.

Wem das Wohlergehen der Gemeinde Jesu am Herzen liegt und wer kompetent mitreden will, wenn es darum geht, emergenter Argumentation Paroli zu bieten, und geistliches „Futter“ auf dem Niveau von SMD-Publikationen gewohnt ist, sollte auf jeden Fall zu diesem Buch greifen. Insbesondere für Leiter ist dieses Buch ein Muß.

Bezugsdaten

ISBN Verlag
978-1-58134-568-1 Crossway Books, Wheaton, Illinois (USA)
   
Erscheinungsform: Taschenbuch, Softcover, 368 Seiten
Erscheinungsjahr: 2004
Neupreis (2009): EUR 16,99
[NARJESUS Startseite] [Lesen & Hören Index]
created by
 Life-is-More Christian Toplist
narjesus
   Banneranzeigen-Verbund