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Das Evangelium der Postmoderne

Nach einem in ethos 7/2017 erschienenen Artikel von Nicola Vollkommer

Was die Kirche heute braucht, ist „Ambiguitätstoleranz“ (die Toleranz von Uneindeutigkeit), heißt es von manchen Kanzeln der neuen evangelikal-progressiven Elite. Anhand verschachtelter englischer Begriffe wird dazu aufgefordert, Glaubenszweifel zu feiern und engstirnige Zwänge abzuwerfen. Gott ist nett geworden, der Himmel ist ein La-La-Land ohne Eingangstor, es lebe die Vielfalt der Lebensentwürfe. Bosheit ist ein rein subjektiver Begriff. Die Familien der jungen Mädchen, die beim Manchester-Popkonzert in die Luft gesprengt wurden, erfahren, daß alles doch nicht so schlimm war, weil die Abrechnung wegfällt, die Liebe das letzte Wort hat und die Hölle leergeräumt ist. Nun dürfen die Opfer mit ihrem reuelosen Mörder einen Stuhlkreis mit Teelichtern bilden und Regenbogentücher schwingen. Das Kreuz Christi ist auf eine ferne, mystische Versöhnungssymbolik reduziert, während sich jeder nach Lust und Laune in der Grauzone der Beliebigkeiten bedient. Neue Gender-Cocktails werden mit dem gleichen Eifer im Reagenzglas gemischt wie neue Gotteswahrnehmungen. Dann heißt es wieder, die Korken knallen zu lassen und einen auf den theologischen Fortschritt zu trinken. Darauf, daß wir Schlaumeier es endlich geblickt haben und sogar Gott auf unsere Seite gezogen haben. Die, die nicht mitmachen, sind doof und unaufgeklärt.

Die Menschen in der Bibel, die Gott in die Arme laufen, schwärmen weder von Ambiguitäts- noch von irgendeiner sonstigen Toleranz noch von den Vorzügen der Grauzonen. Im Gegenteil. Der Theologe Nikodemus quält sich an der „Ambiguität“ seines Glaubens und sucht Jesus zu nachtschlafener Stunde auf, um zu erfahren, wie man mit Gott reinen Tisch macht. Die Samariterin am Brunnen zerbricht an der Diversität ihrer sexuellen Experimente und holt nach ihrer Begegnung mit Jesus die Nachbarn aus ihrer Siesta heraus, damit auch sie seine klaren Worte hören. Die Ehebrecherin atmet erleichtert auf nach Jesu eindeutiger Aufforderung: „Geh hin und sündige nicht mehr.“ Schon im Alten Testament werden zehn kurze, knappe Direktive für alle Zeiten in Stein gemeißelt (2.Mose 20). Gottes Bauplan für gelingendes Leben in einer gefallenen Welt. Sie sind Ohrwürmer, Einzeiler. Keine Fremdbegriffe, keine komplizierten Klauseln, kein Römisch I, II, III. Sondern ein Subjekt („Du“), ein Verb („sollst nicht“), ein zweites Verb im Prädikat („töten“, „stehlen“, „ehebrechen“ usw.). In den Seligpreisungen legt Jesus die Worte neu aus. Nicht, um sie zu relativieren, sondern um sie zu verschärfen (Matthäus 5).

Im Bewußtsein ihrer Rettungsbedürftigkeit begegnen Menschen einem lebendigen Gott, der der Inbegriff von Gewißheit und Klarheit ist. Der sich im Neuen Testament mit Namen vorstellt, der lacht, sich unterhält, eine Adresse hat, einen Beruf, ein Gesicht, das man berühren kann, eine Sprache, die das kleinste Kind versteht und die gleichzeitig dem akademischen Genie Stoff zum Nachdenken gibt. Seine Worte erwecken Vertrauen, geben Richtung, legen Weichen. Befestigen die Verbindlichkeit der alten Thora, warnen aber davor, das Gesetz als egoistischen Machthebel gegen Mitmenschen zu mißbrauchen.

Geistliche Aufbrüche in der Bibel, wie auch in der Kirchengeschichte, sind immer eine Rückkehr zum Wort Gottes, nicht eine Abkehr von ihm.

Die Reaktion seiner Zuhörer? Schwarz-weißer geht es kaum. Überschäumende Euphorie bei den einen. Wie bei einem Lottogewinn. Sprachlos vor Staunen, außer sich vor Freude, überwältigt, dankbar. Die anderen knirschen mit den Zähnen, machen sich über die Worte Jesu lustig und planen schließlich seinen Untergang.

Der Prediger der Antike hatte recht. Es gibt in der Tat nichts Neues unter der Sonne (Prediger 1,9).

Über die Autorin

Nicola Vollkommer, geb. 1959, Gemeindeleitung Christliche Gemeinde Reutlingen (cgr), Autorin diverser Lobpreislieder

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